38-Stunden-Woche wäre ein Anfang

Am kommenden Mittwoch diskutiert der Grosse Rat Basel-Stadt über eine Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit für Kantonsangestellte von 42 auf 38 Stunden. Der feministische Streik und Frauenstreik Basel begrüsst diese Entwicklung.

Bildlegende: 14. Juni 2019, Theaterplatz Basel, Foto: Hüsam Boran

«Als wir 2019 auf die Strasse gingen, stand die 30-Stunden Woche bereits auf unserer Agenda» erklärt Franziska Stier. «Wir wollen schliesslich, dass alle Arbeit, die für die Gesellschaft wichtig ist, anerkannt und gerecht verteilt wird», so Stier weiter. «Dafür müssen wir die Erwerbsarbeitszeit deutlich reduzieren, denn bei der Sorgearbeit für unsere Kinder, Menschen mit Beeinträchtigung und unsere Eltern lässt sich nichts einsparen,» so Rhea Mollet vom Streikkollektiv Basel. Eine allgemeine und deutliche Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit wäre nicht nur wegen der Produktivitätssteigerung gerecht, sondern auch mit Blick auf die Gesundheit und die Familienarbeit angebracht. Kürzere Arbeitszeiten sind daher auch 2023 eine zentrale Forderung des feministischen Streiks.

Der Grosse Rat Basel-Stadt kann nun diesen längst fälligen Schritt gehen und Vorbildfunktion für die Privatwirtschaft und ein neues Arbeitszeitgesetz einnehmen.

Das schweizerische Arbeitsgesetz sieht für die meisten Branchen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 45 Stunden vor. Einige Branchen übersteigen diese sogar mit 50 Stunden. Auch wenn die durchschnittliche Arbeitszeit «nur» 41,8 Stunden beträgt, bilden wir im europäischen Vergleich das Schlusslicht. Nur in der Türkei, in Serbien und Montenegro wird pro Vollzeitpensum noch mehr gearbeitet.

Der feministische Streik und Frauenstreik Basel möchte daran erinnern, dass die letzte gesetzliche Reduktion der Arbeitszeit 1975 mit der Einführung der 45 Stundenwoche lange her ist. Davor hatte der Generalstreik von 1918 die Arbeitszeit von 57 Stunden auf 48 gesenkt.